Erlebtes und Geschautes

Texte, Gedichte und Impulse über Begegnungen mit dem Leben
Systemisches in Paargschichten mit dem Hang zum Perpektivwechsel

06.02.2024

Ein Lächeln und “sozailes Grunzen”

Lcheln2.jpg„Ich habe gerade eine kleine, private Studie laufen“ sagte ich und schaute in drei erstaunte Augenpaare. “Was für`ne Studie”, fragten sie?
„Jedes Mal, wenn ich den Vorraum einer Bank betrete, dort wo die Geldautomaten stehen, sage ich freundlich „guten Morgen“ oder je nach Tageszeit auch ein einfaches „Hallo“. Natürlich nur, wenn auch Menschen im Raum sind. In 8 von 10 Fällen bleibt mein Gruß unbeantwortet im Raum stehen.
Die größte Chance auf eine Antwort habe ich bei den Menschen, die aufgereiht in der Schlange stehen und meist ungeduldig auf das Vorrücken zum Automaten warten.
Manchmal ernte ich von ihnen einen kurzen Blick, ein Aufschauen oder Nicken. Die meisten Menschen reagieren gar nicht. Beim Verlassen des Vorraums passiert dasselbe Phänomen- kaum einer grüßt, kaum einer keiner schaut hoch.“
Jetzt mag es dem besonders konzentrierten Umgang mit dem eigenen Geld geschuldet sein, dass die Menschen fokussiert am Eingabefeld des Automaten hantieren und nicht in der Lage sind, ein soziales Miteinander aufrecht zu erhalten.
Oder es mag die unbeeinflussbare, unbehagliche  Nähe zu fremden Menschen sein, vor der man sich über die Verstummung zu retten versucht. Ähnlich des Betretens eines Aufzuges, in dem Menschen zu Werbeaufstellern der eigenen Gattung werden, sobald sie die sticke Luft des kleinen Raumes im Fahrstuhl einatmen.
Warum verstummen wir im öffentlichen Raum? War das schon immer so, oder ist es Ausdruck  unserer Individualität „ich grüße nur, wenn es mir passt“? Ist es ein Abgesang an das „soziale Grunzen“?
Soziales Grunzen, so animalisch es klingen mag, so unverzichtbar ist es in der Kommunikation bei Mensch und Tier. Es ist ein Gesprächsverstärker, den wir täglich unzählige Male anwenden. Ein »Mhm« oder ein Lächeln, ein „Moin“ oder ein „Hallo“ signalisiert gehört- und wahrgenommen worden zu sein.

Die kleine „Banken-Vorraum Studie“ ist sicher nicht repräsentativ. Doch gefühlt wirft sie ein Schlaglicht auf unser Miteinander, in dem wir scheinbar verlernt haben, auch einem fremden Gegenüber signalisieren zu können „ich habe dich gesehen, ich schenke dir ein Lächeln oder ein Nicken und wünsche dir einen guten Tag“.
„Friede beginnt mit einem Lächeln.
Lächle fünf Mal am Tag einem Menschen zu, dem du gar nicht zulächeln willst:
Tue es um des Friedens willen.“
Mutter Teresa

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Über mich
Sozialpädagogin
Systemische Beraterin und Systemische Kinder-und Jugendtherapeutin

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